2. Little Boxes - Ein Book on Demand
Nachdem die Idee zum Buch bereits über ein Jahr gereift war, saß ich im Herbst 2005 an unserem Küchentisch und erzählte meiner Frau, dass ich mir mal ein paar Verlagsadressen raussuchen und anschreiben werde, ob sie Interesse an einem Buch hätten. Und sie fragte nur "Okay, willst du das wirklich?" Sie meinte nicht das Schreiben. Sie meinte etwas anderes.
Vom Verlegen
Von meiner Buchidee war ich überzeugt, ebenso das ich die Umsetzung hinkriegen würde. Das Ergebnis dieser Bemühungen nennt man dann Manuskript, auch wenn es nicht mehr wirklich von Hand geschrieben wird, aber ein Manuskript muss verlegt werden.
"Verlegen" bedeutete im Mittelhochdeutschen "Geld ausgeben" oder "etwas auf seine Rechnung nehmen". Ein Verleger erwirbt also das Nutzungsrecht an einem Manuskript und gibt dann Geld aus, um daraus ein Buch zu machen: Er finanziert die Herstellung (Lektorat, Layout, Druck) und übernimmt anschließend Werbung und Vertrieb (Quelle: Wikipedia).
Bei den meisten Verlagen schreibt man für eine Buchreihe, in der bestimmte Formate eingehalten werden müssen, ob das nun passt oder nicht. Außerdem bekommt der Verlag mit der Unterschrift die Rechte an dem Text, sodass man bei der weiteren Verwendung in anderen Zusammenhängen viele Wenns und Abers berücksichtigen muss.
Und last not least: Ein Buch ist viel Arbeit und der Autor bekommt bei einem Verkaufspreis von 20 Euro etwa 1 Euro pro verkauftem Buch, was sich wirklich nur bei sehr guten Verkaufszahlen rechnet.
Books on Demand
Auf einer nächtlichen Autobahnfahrt zwischen Hannover und Oldenburg hatte ich eine Sendung über Veränderungen im Verlagswesen gehört. Durch die Digitalisierung des Buchdrucks wird es möglich, ein Buch erst auf Bestellung ("on demand") drucken zu lassen. Damit entfällt das Problem der Auflage, die eigentlich immer zu groß oder zu klein und die vor allem teuer ist. So recherchierte ich ein wenig im Web und fand Books on Demand, die aus der technischen Möglichkeit eine komplettes Dienstleistungspaket geschnürt hatten.
Der Autor erstellt eine fertig gelayoutete Druckvorlage als PostSript oder PDF und Books on Demand übernimmt die Erstellung eines Druckmasters, besorgt eine ISBN-Nummer, liefert zwei Pflichtexemplare an die Deutsche Bibliothek und kümmert um die Anbindung an den Buchhandel. So kommt man als Autor ohne Verlag zu einem richtigen Buch, dass sowohl im Internet bei Amazon & Co. als auch bei jedem Buchhändler bestellt werden kann.
Die Idee klang gut. Für Herstellung und Vertrieb als klassische Verlagsaufgaben war damit eine realistische Alternative gefunden. Blieb noch die Werbung. Was nützt ein gutes Buch, wenn niemand etwas davon weiß.
Und da kommt das Internet ins Spiel. Es muss doch möglich sein, dachte ich mir, ein Buch über CSS-Grundlagen zu schreiben und es via Internet bekannt zu machen. Das war die eigentliche Herausforderung, und langsam reifte die Bereitschaft, diese Herausforderung anzunehmen.
Die Kuh in der Molkerei
Normalerweise liefert der Autor das Manuskript ab wie eine Kuh die Milch, und der Verlag macht dann als Molkerei das fertige Produkt daraus.
Dieses Mal war ich nicht nur Kuh, sondern auch Molkerei. Während des Schreibens gab es nebenbei Dinge wie Buchformat, Cover-Entwurf, Layouten, Korrektur lesen, PDF-Einstellungen, Seitenzahl, Verkaufspreis und vieles mehr zu bedenken.
Der Teufel steckt halt im Detail, und insgesamt war es gelinde gesagt etwas mehr Arbeit als ich vorher gedacht hatte. Nichtsdestotrotz habe ich Mitte April die fertige Druckvorlage an Books on Demand geschickt.
Einige Wochen später erhielt ich per Post zwei Referenzexemplare. Diese Exemplare sind Vertragsbestandteil und eine Art Nullmessung. So soll es sein. Ich hatte mir in den Wochen vorher viel Gedanken über die Qualität des Buches selbst gemacht, war aber von den beiden Referenzexemplaren begeistert. Bindung stabil, Abbildungen sauber und die Druckqualität war echt gut. Kurzum: Ein richtiges Buch.
Ich gab mein OK an BoD und am 15. Mai 2006 war "Little Boxes" das erste Mal bei Amazon gelistet. Jetzt musste ich nur noch möglichst viele Leute davon überzeugen, es auch zu bestellen ...